Veranstaltungen
Warum Warum
Text: Peter Brook, Marie-Hélène Estienne
Zu Peter Brook:
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts gehört Peter Brook (geb. 1925) zu den maßgeblichen Theaterschaffenden der Welt. Mit seinen legendären Shakespeare-Inszenierungen hat er die Sicht auf diesen Dramatiker und die Weise, wie er gespielt wird, grundlegend verändert.
1968 verhalf er mit seinem Buch „Der leere Raum” der
Vision eines unmittelbaren, lebendigen, sich ständig erneuernden Theaters zu einem Manifest und legte den Grundstein für eine Entwicklung, die bis heute wirkt. Unvergesslich sind viele seiner freien Projekte, wie zum Beispiel die „Mahabarata”, „The Ik”, „The
Man Who”. Sein neuestes Projekt „Warum Warum” gehört in diese Reihe von Recherchearbeiten.
Zum Stück:
Zusammen mit der Schauspielerin Miriam Goldschmidt erforscht Brook den kreativen Prozess des Theaters. Ausgangspunkt sind Texte von einigen der wichtigsten Begründer der Theatermoderne: Meyerhold, Craig, Dullin, Artaud, u. a. Aber auch von Zeami Motokiyo, einem Meister des japanischen Nō-Theaters, wird zu hören sein … Und natürlich von Shakespeare, auf den Brook
immer wieder zurückkommt.
Der Stücktext (den der Regisseur mit seiner Ko-Autorin Marie-Hélène Estienne vorbereitet hat) ist eine
Montage von Texten jener Autoren und Künstler. Brook zeigt den künstlerischen Prozess als einen Weg des ständigen, dynamischen Zweifelns und Fragens im Austausch zwischen Schauspieler und
Publikum: Warum? Warum? Peter Brook will weder demonstrieren, noch Theorien ausbreiten. Sein Ziel ist es, auf- und wachzurufen: „Heraufberufen was da ist”, sagt er. „Das Wesentliche besteht darin, heraufzuberufen, was lebendig ist.”
Miriam Goldschmidt erzählt, rezitiert, spielt im minimalen
Raum von Peter Brooks einfach ausgestatteter Bühne, in dem alles seine Bedeutung, aber auch seine Leichtigkeit hat. Die Schauspielerin hat in vielen Stücken von Peter Brook mitgespielt, zuletzt in „Glückliche Tage” von Beckett (Kaserne Basel, 2003. Zu sehen auch während SETT 2004). Begleitet wird sie vom Musiker Francesco
Agnello, der sie auf seinem Hang, einem geheimnisvollen Instrument aus dem Kanton Bern, begleiten wird. „Warum Warum” ist Peter Brooks zweite deutschsprachige Inszenierung.
Aus der Presse:
„Es handelt sich nicht um ein Stück. Es geht nur um die Urfrage überhaupt: ‘Warum’. Der Abend heißt denn auch doppelschlicht ‘Warum Warum’. Warum er ‘Warum Warum’ heißt, wird an dessen Ende erklärt, als erzählt wird, dass Gott am siebten Tage seiner Schöpfung, als er
ruhte und die Welt sich anfing zu langweilen, sprach: ‘Und es werde Theater.’ Weil aber alle auf der Welt die Wichtigsten im Theater sein wollten, wandten sie sich dieserhalb an Gott, der die Antwort in einem Wort auf einen kleinen Zettel schrieb, den Zettel in einer
Büchse verschloss und diese auf die Erde warf, wo sie sofort verlorenging, nach Jahrtausenden aber von einem jungen Regisseur, der wahrscheinlich Peter Brook heißt, in einer Kiste auf dem Dachboden wiedergefunden wurde, der den Zettel gierig las, auf dem nur dies eine Theaterlösungswort Gottes stand: ‘Warum’ …
Gott aber fragt sofort zurück: ‘Warum, o Mensch, Theater?’
Wahrscheinlich ist das auch der Urgrund der ewigen Theaterkrise, dass der Theatermensch die Antwort nie richtig kennt und sich die meisten mit einem einfachen ‘Darum’ begnügen.
Nicht so Peter Brook, der dreiundachtzigjährige Theaterversucher, der nie aufhört,
nach den Wurzeln seiner Kunst zu forschen: in der Wahrheit der Gesten, in der Abwehr der Lügen, im Unmittelbaren. Sein Theaterleben ist eine einzige Suche nach der Antwort auf die ‘Warum’-Gottestheaterfrage. Er ist nie am Ende, weniger Regisseur als Rechercheur. ‘Warum Warum’ ist sozusagen seine Recherche-
Liturgie als vorläufiges Vermächtnis … Und was jetzt in Zürich in sechzig Minuten herrlichem Gottesdienst
zu sehen ist, stellt sozusagen eine Recherchegeisterbeschwörung aller dieser Mauerbruchkunstversucher dar.
Vorgetragen, zelebriert, beraunt und zauberisch mit Sprüchen überzogen von einer dunkelfarbigen Schamanin, einer Hexe, einer groteskheiligen Priesterin in weiten, grauen Hosen unterm großen, grellroten, gegürteten Schal, den sie wie einen Mantel trägt, ein riesiges Amulett um den Hals, auf dem Kopf einen zerfransten Turban.
Die Augen kugelnd, glühend, den breiten Mund derart mahlend geöffnet, als könne sie mehr als vier Dutzend Theatertheorien oder Warum-Fragen verdauen … Mehr! Mehr davon! Und alle theoretischen Schriftgottesdienste, so schön sie sind, können uns gestohlen bleiben.”
(Gerhard Stadelmaier, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Preise:
22,- EUR normal / 12,- EUR ermäßigt.
Ermäßigungsberechtigt: Schüler, Azubis, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Schwerbehinderte.