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Noras Töchter
von Henning Mankell
Zum Stück:
In „Noras Töchter” begegnen die Zuschauer drei jungen Frauen am Grab ihrer Mutter. Die Schwestern treffen sich zehn Jahre nach deren Tod, um eine traditionelle Zeremonie abzuhalten. Eine der Schwestern ist eine Prostituierte, die andere lebt in bitterer Armut
und die dritte ist die Ehefrau eines Bauern und lebt auf dem Land.
Es entbrennt ein lebhaftes Gespräch über ihre Lebensentwürfe, die Sehnsucht nach Unabhängigkeit, die Trauer, die Mutter früh verloren zu haben. Sie repräsentieren drei verschiedene Schicksale, die der Spur
der Emanzipation von Frauen wie Nora folgen. Im Verlauf des Stückes erkennen die Schwestern, dass sie – trotz der Tatsache, dass sie auf ganz verschiedene Weise vom Tun und vom Leben ihrer Mutter beeinflusst wurden – mehr gemeinsam haben als sie zunächst dachten oder wahrhaben wollten.
„Noras Töchter” wurde im September mit großem Erfolg am Nationaltheater Oslo während des Ibsen-Festivals aufgeführt.
Henning Mankell im Interview:
Das Stück, das Sie zum diesjährigen 20-jährigen Jubiläum Ihres „Teatro Avenida” im mosambikanischen Maputo geschrieben haben, heißt „Noras Töchter”. Wovon handelt es?
Mankell: Es ist ein Stück über drei Frauen. Die Zukunft des afrikanischen Kontinents hängt vor allem auch davon ab, ob es gelingt, die Situation der Frauen zu verbessern. Sie tragen enorme Verantwortung. Gleichzeitig besitzen sie wenig Einfluss. Das ist ein krasses Missverhältnis. Das Stück heißt „Noras Töchter” nach der Hauptfigur von Henrik Ibsens „Ein Puppenheim”. Darin treffen sich Noras drei Töchter an ihrem Grab und beginnen dort, über ihre Leben zu sprechen, die sich enorm voneinander unterscheiden.
Die Fortsetzung eines Emanzipationsstückes 130 Jahre nach Ibsen?
Mankell: Genau darum geht es: Frauen – vor allem in Afrika – arbeiten sich immer noch an denselben Problemen ab, über die Ibsen 1879 geschrieben hat. „Noras Töchter” fragt nach der heutigen Situation von Frauen in einem Land wie Mosambik. Vieles, wovon Ibsen sprach, ist immer noch Teil ihrer Gegenwart.
Was muss passieren, um die Position von Frauen in den afrikanischen Gesellschaften nachhaltig zu verbessern?
Mankell: Ein sehr starker Impuls für Frauen sind Mikrokredite. Es gibt so viele Frauen in Afrika, die vielleicht 200 oder maximal 1.000 Dollar bräuchten, um Miniunternehmen aufbauen zu können, die in weiterer Folge Arbeit für andere brächten. Zweitens muss die hohe Analphabetismusrate unter Frauen bekämpft und drittens der Kampf gegen die rechtliche Benachteiligung
von Frauen in vielen afrikanischen Staaten fortgesetzt
werden.
Wenn zum Beispiel hier in Mosambik ein Mann stirbt,
kann dessen Bruder oder Vater der Frau des Verstorbenen das Haus wegnehmen.
Sie weisen oft darauf hin, dass die Stärkung von Frauen vor allem im Kampf gegen Aids eine große Rolle spielt. Inwiefern?
Mankell: Das berührt eines der Grundanliegen des Feminismus: das Recht der Frauen auf ihren eigenen Körper. Viele Frauen besitzen dieses Recht nicht und können sich deswegen schlechter gegen eine Infektion mit HIV schützen. Die Männer gehen zu anderen anderen Frauen und kommen dann zu ihren Ehefrauen, die nicht das Recht haben, sich zu verweigern oder den Einsatz von Kondomen zu fordern. In Mosambik wird jungen Frauen heute noch gesagt, die erste Regel fürs Eheleben laute, sich dem Mann jederzeit hinzugeben.
(Julia Kosbach, Welt der Frau 04/2007)
Aus der Presse:
„Im Gegensatz zur Schwere des Themas verleiht die Natürlichkeit der Schauspielerinnen der Inszenierung eine Leichtigkeit, dass man mit großer Freude das Bühnengeschehen mitverfolgt. Die Frauen lachen, amüsieren sich, tanzen, spielen Würfelspiele mit
ihren Erinnerungen – zum großen Amüsement des Publikums.”
(Jarcélen Ribeiro, Teatro Nr. 13, 17.06.2008)
Preise:
22,- EUR normal / 12,- EUR ermäßigt.
Ermäßigungsberechtigt: Schüler, Azubis, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Schwerbehinderte.