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Ich will Ruhe!

von Zsolt Csalog

Andrea Fullajtár
Originaltitel in ungarischer Sprache: Csendet akarok
Katona József Theater, Budapest (Ungarn)
Inszenierung: Gábor Zsámbéki
Übersetzung ins Deutsche: Terézia Mora
Schauspiel: Andrea Fullajtár und Viktor Nagy
In ungarischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Dauer: 1 Stunde

Zum Stück:

Sie macht die Bühne zum universellen Schauplatz und ihre Obdachlosigkeit zum Schicksal der meisten Menschen in der veränderten, kalt gewordenen Welt. Sie zeigt aber auch, dass selbst das Schlimmste mit Härte und Wärme, Ironie und Humor zu überwinden ist. „Sie”, das ist Andrea Fullajtár, hervorragende Schauspielerin am Katona József Theater.

Auszug aus „Ich will Ruhe!”:

Also streunen wir nur weiter, mal hier, mal da. Und was jetzt unser nächstes Schicksal sein wird, das kann man nicht wissen.
Dabei ist er: Rentner! Invalide — ist doch selbstverständlich. Er hat da eine Rente — aber was ist das schon? Fünfzehntausend [Forint, entspricht ca. 60 Euro], das ist bei den heutigen Preisen — ein Nichts. Wir leben im Grunde davon, was er mit dem Betteln verdient.
Wir machen’s entweder am Keleti oder auf der Blaha. Weil uns da schon viele kennen. Es gibt Tage, da kommen Tausendfünfhundert zusammen, aber dann muss man sich hart ranhalten, von morgens bis abends. Und einmal, da hat er in ’ner halben Stunde sechshundert verdient! Und nicht mal in Kleingeld, sondern in Papier! Aber dann, das andere Mal, kommt’s vor, dass wir 2-3 Tage nichts zum Essen haben. Weil sie nichts geben! Das hängt immer davon ab, wie die Leute grad sind. Vor Weihnachten oder Ostern bringen sie manchmal soviel zu Essen mit, dass ich nicht mehr weiß, was ich damit machen soll. Einen ganzen Koffer voll leckeres Essen! Am Ende hab ich’s schon an die anderen verteilt, weil ich nicht mehr wußte, wohin damit! Und dann wieder können wir zuhören, wie uns der Magen knurrt …

Zsolt Csalog (1935-1997)

Schriftsteller, Soziologe und Ethnologe. Sein Leben lang ein Oppositioneller. Seine literarischen Texte erschienen seit 1966 zunächst in Zeitschriften, später in Buchform. 1982 reist er mit einem Stipendium von George Soros nach Amerika. Von 1985 bis 1989 lebte er in New York. Seit 1970 widmete er sich der ethnologischen Erforschung der Roma. Nach der Wende 1989 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Union der Freien Demokraten; aber schon 1993 verließ er die Partei, weil deren Führung ihn vor die Wahl stellte, entweder seine ethnologische Forschungsarbeit bei den Zigeuner fortzusetzen oder die Tätigkeit als Abgeordneter aufzunehmen. In der Nachwendezeit entstand in Ungarn ein bis dahin nicht gekanntes Phänomen, die Obdachlosigkeit. 1993 erschien unter dem Titel „Ich will siegen!” eine Sammlung von Interviews mit Obdachlosen, aus der der Text „Ich will Ruhe!” stammt.

Terézia Mora

… wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren. Sie lebt seit 1990 in Berlin und gehört zu den renommiertesten Übersetzerinnen aus dem Ungarischen. 1999 sorgte sie mit ihrem literarischen Debüt, dem Erzählungsband „Seltsame Materie”, für Furore. Für diese Erzählungen wurde sie mit dem Open-Mike-Literaturpreis, dem Ingeborg-Bachmann-Preis (1999) und dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2000) ausgezeichnet.

2004 erschien der Roman „Alle Tage”, der ausnahmslos von der Kritik gelobt wurde und großen Anklang bei den Lesern fand. Für den Roman erhielt sie den Mara-Cassens-Preis für das beste Roman-Debüt des Jahres, den Kunstpreis Berlin, den LiteraTour-Nord-Preis und den Preis der Leipziger Buchmesse. 2009 erschien ihr jüngster Roman unter dem Titel „Der einzige Mann auf dem Kontinent”.

Für das Stuttgarter Europa Theater Treffen fertigte Terézia Mora die Übersetzung von „Csendet akarok!” ins Deutsche an.

20 Nov | Samstag | 20:30 Uhr | Ort: Theater tri-bühne
21 Nov | Sonntag | 19:00 Uhr | Ort: Theater tri-bühne

Preise: 12,– EUR normal / 7,– EUR ermäßigt.

Ermäßigungsberechtigt: Schüler, Azubis, Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Schwerbehinderte.

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